Von 7. bis 9. Juli 2018 reisten wir gemeinsam mit einigen InsurLab Germany Mitgliedern nach Tel Aviv, um das Israelische Startup Ökosystem kennenzulernen und mit unseren Partnern SOSA & FinTLV über die Entwicklung der Branche zu diskutieren. Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine AG, berichtet uns heute von seinen Erfahrungen.
Zum zweiten Mal machte sich eine InsurLab Germany Delegation auf den Weg nach Tel Aviv, um in die Startup Szene Israels einzutauchen, technologischen Trends nachzugehen und spannende neue Geschäftsansätze kennzulernen. Fünf Unternehmen waren am Start, Versicherer ebenso wie Dienstleister – vom Software-Architekten über den Innovationsmanager bis zum Geschäftsführer.
Was uns nach langer Anreise erwartete waren, neben den schwül-heißen Temperaturen von Tel Aviv im Juli, 15 fast durchweg erstklassige Präsentationen teils noch junger, teils bereits entwickelter Startups aus Israel. Ort des Geschehens waren wie 2018 die Räume von SOSA & FinTLV. Sie bieten unter anderem eine Art Coworking & Scouting Space in dem etablierte und junge Unternehmen zusammenkommen mit dem Ziel, Kooperationen zu fördern und neue Geschäftsideen zu finanzieren und zu entwickeln. Die MunichRe (unter anderen) sitzt immer dort. Wir als Gothaer kommen einmal im Jahr.
SOSA & FinTLV sind integraler Bestandteil des digitalen Ökosystems in Israel; der sichtbare Erfolg des Ansatzes führte jüngst dazu, dass SOSA im Auftrag der Stadt New York in Big Apple ein weitgehend analoges Konzept aufbaut. Wie man hört steht auch der Schritt nach Deutschland unmittelbar bevor. Erkennbar haben Sebastian Pitzler & Co bei der Wahl dieser Partner in Tel Aviv eine gute Nase gehabt, holen Innovationskraft und – geschwindigkeit Israels an den Rhein. Ein echtes Plus des InsurLabs. Wir sind gespannt, wie sich das weiter entwickelt.
An dieser Stelle ist nicht der Platz, um alle 15 Startups vorzustellen, die wir erleben durften. Und ganz ehrlich: dafür sollte jeder selbst Neugierde entwickeln, sich aufmachen, die Aufbruchstimmung erleben und staunen. Dennoch, vielleicht als Appetizer: Was ließ sich auf dieser Innovation Journey nach Israel entdecken?
1. Neue Geschäftsideen von Startups, die für den Einstieg in Deutschland passende Partner auf Seiten der Versicherer suchen.
Besonders spannend fanden wir in diesem Block Voom – die on demand, Telematik-basierte Versicherung von (unter anderem) E-Scootern. Eine gute Idee und tolle Technik für Fahrzeuge, die (endlich!) auch in Deutschland zugelassen sind. Eine überzeugende Antwort auf den Megatrend „Micro-Mobility“, der in Israel schon viel präsenter ist als bei uns. Denn aus dem Stadtbild Tel Avivs sind E-Roller nicht mehr wegzudenken.
2. Spannende und sehr greifbare Ansätze,…

  • …um existierende Produkte attraktiver zu machen
  • …um klassischen Risikotransfer um passende Dienstleistungen zu ergänzen
  • …um konkrete Schritte zu gehen auf dem Weg „From Payer to Partner
  • um zu arbeiten an ersten echten Ökosystemen.

Wenig überraschend: aufgrund der für jeden Israel-Reisenden spürbaren Sicherheitslage nahm und nimmt Cyber Security dabei besonders breiten Raum ein. Für die Sicherheit unserer IT wie für die Weiterentwicklung von Cyber-Produkten viel Mehrwert.
3. und besonders wichtig: eine Vielzahl von weit entwickelten IT-Werkzeugen, um das „Delivery & Operating Model“ von Versicherern zu verbessern.
Dabei geht es um mehr Convenience an der Schnittstelle zum Kunden. Ziel ist es, durch datengetriebene Ansätze das Marketing, den Webauftritt oder auch ganze Customer Journeys so weiterzuentwickeln, dass sie mit dem Kundenerlebnis bei x Tech Unternehmen vergleichbar sind. Zudem geht es um Ansätze, die Versicherern helfen, mit der Legacy ihrer Altsysteme fertig zu werden. Auch die intelligente Verknüpfung von Systemen und Datentransfer sowie hochmoderne Automatisierungstools für mächtige und passgenaue Software-Roboter stehen im Fokus. Die Startups hierzu kamen beim Fazit besonders gut weg.
Ich fand den Mix an Startups und Vorträgen insgesamt sehr ansprechend. Es war eine gute Breite mit gutem Händchen bei der Auswahl der Pitches, und das Format – runder Tisch, 45 bis 60 Minuten Vorstellung und Diskussion – bot einen guten Rahmen für Beiträge und Austausch mit wirklicher Tiefe. Ein Plus: die vorgestellten Startups waren reif und gut entwickelt. Die Präsentatoren konnten ihren Case sehr gut vorstellen und in Diskussionen verteidigen. (Das habe ich schon ganz anders erlebt.)
Über alles fachlich-inspirierende hinaus war es auch eine persönlich angenehme Reise und das trotz der nicht unerheblichen Strapazen mit langem Flug, aufwändiger Einreise und tropischen Temperaturen. Israel im Juli ist keine gute Idee. Mehr als wettgemacht wurde das durch die tolle Betreuung durch die Kollegen des InsurLab Germany (Sebastian Pitzler, Herbert Jansky und Nia Escobar) sowie der Kooperationspartner von SOSA (Sabrina Kestenbaum) und FinTLV (Gil Arazi). Hier ist in den letzten Jahren eine solide Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstanden, die gelebt wird.
Eine persönliche Erkenntnis zum Schluss: In seinem Einführungsvortrag stellte Gil die Entwicklung des Israelischen Ökosystems in den Zusammenhang mit der strategischen Lage und Entwicklung des Landes. Israel hat keine Bodenschätze. Tel Aviv wurde 1909 in die Wüste, buchstäblich auf Sand, gebaut. Die Kunst des Könnens liegt oft im Wollen. Israel hat sich aufgemacht, innovative Ideen entwickelt und exportiert. 8.300 Startups, stark international verflochten, 4,5 Prozent des Inlandsproduktes in Forschung & Entwicklung. Fakten und eine klare Sprache für: Technologie war & Technologie ist die Antwort. Für Israel damals wie heute. Und auch für uns.